Tizians wunderbare Venus

Tizians wunderbare Venus, ca. 1555

Antonio Rizzos nackte Eva, ca. 1472

Antonio Rizzos nackte Eva, ca. 1472

Tintoretto, Bad von Bethesda, ca. 1579

Tintoretto, Bad von Bethesda, ca. 1579

Führung Prostitution in Venedig

Prostituierte und Kurtisanen waren in der Lagunenstadt stets präsent
- in den Gassen wie auf Bildern großer Maler

virtuelle Führungen in Livestream/Videokonferenz möglich 

 

Venedig war eine Hafenstadt, und schon daher waren Frauen, die für Geld körperliche Liebe anboten, ein "Muss", um in der Stadt Ruhe zu garantieren. Rund ein Zehntel der  venezianischen Bevölkerung arbeitete im 16. Jahrhundert in der Prostitution. Dabei waren diese Frauen in so gut wie allen Gesellschaftsschichten zu finden: in der Unterschicht, im Adel, in den Klöstern. Es gab die normale Straßenhure, die an ihrer Kleidung - sie trug Unterhosen, einen hohen roten Hut und hohe Absätze - zu erkennen war, wie die Edelprostituierte, die Kurtisane, die nicht nur elegant gewandet, sondern auch hoch gebildet war. So galt die Venezianerin Veronica Franco als eine der schönsten und intelligentesten Kurtisanen ihrer Zeit, Dichter, Maler und Könige träumten von ihr. Diese Frauen, die von der Gesellschaft akzeptiert waren, waren zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, füllten sie doch mit ihren Steuern in nicht unerheblicher Weise die Staatskasse. Natürlich war es den Prostituierten verboten, auf dem Markusplatz zu erscheinen, viel mehr war ihnen von der Regierung ein Gebiet in der Nähe des Rialto-Marktes zugewiesen, an dem sie ihren Beruf ausüben durften. Die reichen Kurtisanen hingegen lebten in prachtvollen Wohnungen, die ihnen oftmals von ihren reichen Liebhabern bezahlt wurden.

Welche ehrbare Venezianerin zeigte sich im 15. oder 16. Jahrhundert in ihrer nackten Schönheit einem fremden Mann? Wohl keine, die auf ihren Ruf achtete. Dennoch sind  in der Renaissance die Meister der Bildhauerkunst und der Malerei in der Lage, die großartigsten Bildnisse wunderbarer nackter Frauen zu schaffen, so Tizian mit seiner berauschenden "Venus im Spiegel" aus der Ca´ d´Oro oder Antonio Rizzi mit seiner graziösen "Eva" aus dem Dogenpalast.
Tintoretto nun hinterließ der Nachwelt in seinem großen Oeuvre die einzige erhaltene Darstellung eines venezianischen Bordells im 16. Jahrhundert - allerdings weniger, um dieses Ambiente zu dokumentieren, sondern viel mehr, um der Frau, der Verführung schlechthin, die Schuld für die Pest zu geben, die sie, die gefallene Eva, durch ihre Verruchtheit über die Menschheit gebracht hat ...

Die venezianischen Prostituierten waren so bekannt, dass im 16. Jh ein Katalog der Frauen in Venedig gedruckt wurde, der ohne Probleme vor Ort erstanden werden konnte. Die bekannteste war Veronica Franco, die noch heute - als Prostituierte - am Altar der Kirche San Francesco della Vigna ihre letzte Ruhestatt hat. Was waren das für Frauen, warum haben sie sich für die Prostitution entschieden?

 

Stadtsechstel Venedig
Stadtsechstel Venedig