Führung durch die Stadtsechstel in Venedig: San Marco 4
Uhrenturm, Glockenturm der Markuskirche, San Giuliano und Scuola Grande San Teodoro
Uhrenturm - Torre dell´Orologio: Der Uhrenturm bildet von der Piazza San Marco aus den Auftakt zur wichtisten Handelsstraße des mittelalterlichen Venedigs, der Merceria (ital. "merce" - Waren), die den Markusbereich mit dem Wirtschaftszentrum am Rialto verbindet. Er ist durchaus mit einer überdimensional großen Pendeluhr zu vergleichen. Errichtet wurde der Turm zwischen 1496-1499 nach Entwürfen des führenden Architekten Mauro Codussi (die seitlichen Teilen kamen später hinzu). Die große Uhr aus dem Jahr 1500 geht zurück auf die Uhren des Giovanni Dondi aus Chioggia (1330-1388) zurück und wurde von Gian Paolo und Gian Carlo Rainieri aus Reggio Emilia errichtet. Die Uhr zeigt stets aktuell neben der Uhrzeit das Sternkreiszeichen, die Sternkonstellation und die Mondphase an. Zwei mal im Jahr - auf Heilig Drei König und (am Sonntag nach) Christihimmelfahrt - kann man jeweils zur vollen Stunde das Glockenspiel erleben: die Tür links neben der Gottesmutter mit Kind öffent sich und ein Engel, gefolgt von den Heiligen Drei Königen, tritt heraus, verbeugt sich vor der Gottemutter und dem Kind und entschwindet durch die rechte Tür. Darüber hinaus schlagen jeweils zur vollen Stunde täglich die beiden "Mohren" zeitlich versetzt an die Glocke, die den Uhrenturm bekrönt.
Glockenturm der Markuskirche - Campanile: Der Glockenturm der Markuskirche ist nicht in das Kirchengebäude integriert, sondern erhebt sich - nicht untypisch für Italien (Pisa, Florenz und Trani haben vergleichbare Glockentürme) - als selbstständige Architektur vor der Staatskirche. Der Glockenturm, der zugleich einer der Leuchttürme der Lagune war, hat eine bewegte Geschichte hinter sich: die Bleiverglasungen seiner Fenster schmolzen bei Freudensfeuerwerken, der Turm brach in sich zusammen - und als Geisel wurde er auch schon genommen ... Der Turm wird bekrönt von der Figur des vergoldeten Erzengels Gabriel, der in enger Beziehung zur Gottesmutter am Uhrenturm zu sehen ist, und der zudem das Wetter vorhersagt: der Engel dreht sich im Wind.
Im Campanile gibt es heute noch 5 Glocken: die Marangona, die Nona, die Trottiera, die Pregadi und die Ranghiera. Die Marangona ist die wichtigste und die größte Glocke (sie hat einen Durchmesser von 1,80 m und wiegt 3,625 kg) und läuter immer mitternachts (nur manchmal sonntags nicht) und bei den wichtigen Anlässen wie z.B. wie Ostern oder Weihnachten. Sie hat als einzige den Zusammenbruch des Glockenturms 1902 überstanden. Die Marangona läutet den Ton A. Die Nona (1,56 m/2,556 kg) läutet mittags.
Die Trottiera (1,38 m/1,80 kg), die Pregadi (1,29 m/1,36 kg) und die Renghiera (1,16 m/1,01 kg) stimmen heute ein, wenn alle Glocken bei wichtigen Anlässen geläutet werden.
San Giuliano: Fast könnte man ihr vorbeilaufen, an der Kirche des Heiligen Julian, den die Venezianer "San Zulian" nennen, denn im Lauf der Jahrhunderte wurden immer mehr Häuser um sie gebaut. An ihrer Fassade ließ sich der Wisschenschaftler Tommaso Rangone verwigen und zwar durch ein Grabmal, das von keinem geringeren als Jacopo Sansovino höchstpersönlich entworfen wurde. Da es in Venedig verboten war, für Einzelpersonen Monumente im öffentlichen Raum aufzustellen, waren die pfiffigen Venezianer auf die Idee gekommen, KIrchenfassaden zu diesem Zweck zu entfremden und aus ihnen Familienmonumente zu machen.
Scuola Grande San Teodoro: der Heilige Theodorus war Stadtpatron der Lagunenstadt vor dem Heiligen Markus. In der Figur des in Venedig sehr verehrten Heiligen Theodorus fließen zwei Heilge zusammen: der Heilige Theodorus von Tiro (4. Jh) und der Heilige Theodorus Stratelates (10. Jh). Die Reliquien beider Heiliger sind - oder auch nicht - in Venedig: der Heilige Theodorus von Tiro wurde demnach im 8. Jh aus Brindisi, der Heilge Theodorus Stratelates im 13. Jh aus Konstantinopel nach Venedig überführt. Schon im 8. Jh wurde in Venedig die erste Bruderschaft gegründet, die sich nach dem orientalischen Heiligen benannte. Diese erste Bruderschaft bestand nur wenige Jahrzehnte, denn die Verehrung des Heiligen ging zurück zu Gunsten des Kultes des Heiligen Markus. Im 13. Jh dann wurde eine zweite Bruderschaft des Heiligen Theodorus gegründet, in der wohl die Verehrung beider Heiliger zusammenfloss. Diese Bruderschaft hatte ihren Sitz zunächst in der Kirche San Salvador, in der auch die Relquie des Heililgen Theodorus Stratelates beigesetzt war. DIe wachsende Bedeutung der Bruderschaft, deren Patron im Jahre 1450 wieder in den Rang des Stadtpatron erhoben wurde, spiegelt sich auch darin, dass die Bruderschaft im Jahre 1552 zur großen Bruderschaft, Scuola Grande, erhoben wurde. Der Großteil der Mitglieder waren Händler und Handwerker, deren Aufgabe als Bruderschaftsmitglieder darin bestand, sich um die Armen zu kümmern, vor allem um ihr leibliches Wohl, d.h. um ihr Essen. Da es immer wieder zu Konflikten mit den Ordensbrüdern von San Salvador kam, die in ihrer Kirche den Heiligen beherbergten und sogar versucht hatten, die Reliquie in ihren Besitz zu bekommen, beschloss man, ein eigenes Bruderschaftgebäude zu errichten, das im Jahre 1580 nach Entwürfen des Architekten Simone Sorellas, eines Palladioschülers, begann und im 17. Jh nach Erweiterungsarbeiten durch Tommaso Contin vollendet wurde. Durch die Napoleonischen Verfügungen wurde auch die Theodorusbruderschaft aufgelöst, sie ist heute noch eine der wenigen Bruderschaften, die anschließend wieder ins Leben gerufen worden sind.
Die Margangona-Glocke läutet nur um Mitternacht (Video)
San Marco: das älteste Stadtsechstel in Venedig
San Marco 1: Markusplatz mit Markuskirche
San Marco 2: Dogenpalast
San Marco 3: Museo Correr, Museo archeologico, Libreria
San Marco 4: Uhrenturm (Torre dell´Orologio), Glockenturm, San Giuliano, Scuola Grande San Teodoro
San Marco 5: San Moisé, Santa Maria del Giglio, Santo Stefano und La Fenice
San Marco 6: Fondaco dei Tedeschi, San Salvador, Palazzo Fortuny, Palazzo Contarini del Bovolo
San Marco 7: Palazzo Grassi, San Samuele, San Vidal
San Marco 8: San Giorgio Maggiore
Die Führungen in die Stadtsechstel sind immer auch für Familien mit Kindern geeignet.